c3L02 - E-Learning - Zugang zu Bildung für alle?
Die Perspektive macht den Unterschied
E-Learning steht synonym für alle Lernangebote, die Lerninhalte online sowie multimedial zur Verfügung stellen und können als eine Erweiterung der herkömmlichen Lernformen betrachtet werden.
Diese Übung setzt sich mit dem Thema E-Learning auseinander und stellt Vor- und Nachteile des E-Learning gegenüber. Darüber hinaus sollen Vor- und Nachteile nicht als gegebene Größen hingenommen, sondern aus verschieden Perspektiven heraus betrachtet werden.
Preparation
Zur Vorbereitung wird die Kopiervorlage mit den Kärtchen, die sich mit jenen Aspekten, die für oder gegen E-Learning-Formate sprechen und Beispielen dazu, vervielfältigt.
Method / Process description
Die Lehrkraft stellt das Thema der Unterrichtseinheit „Positive und negative Aspekte des E-Learning“ kurz vor und beginnt mit einer Aktivierungsübung.
Übung 1
Dazu legt die Lehrkraft Kärtchen mit Aspekten, die für oder gegen E-Learning-Formate sprechen sowie Beispielen dazu auf und fordert die Teilnehmenden auf, die richtigen Paare zu finden. Diese werden danach in Form einer Mindmap auf einem Flipchart zusammengestellt. Ein Flipchart für die negativen Aspekte und ein Flipchart für die positiven Aspekte des E-Learning.
Positive Aspekte
Ortsunabhängigkeit | Bei gegebener Internetverbindung kann an jedem beliebigen Ort auf das E-Learning-Material zugegriffen und gelernt werden. |
Zeitliche Unabhängigkeit | Egal ob 6 Uhr morgens oder 23:00 Uhr abends, es kann rund um die Uhr gelernt werden. Ausgenommen davon sind Online-Präsenz-Veranstaltungen, welche zum einen eine persönliche Teilnahme vorschreiben und keine Archivierung gegeben ist (z B.: virtuelles Klassenzimmer) |
Angebote für verschiedenste Lerntypen | Durch das Bereitstellen verschiedenster Lern-Angebote (Video, Texte, Hörbeispiele, etc.) können unterschiedliche Lerntypen angesprochen werden und ein besseres Lernresultat evozieren. |
Anpassung des Lerntempos an individuelle Bedürfnisse | Lernende können ihr Lerntempo selbst wählen und müssen sich nicht an das Tempo der Gruppe, wie in einem Klassenverband, anpassen. Texte können mehrmals gelesen werden, Pausen können individuell festgelegt werden. |
Selbstgesteuertes Lernen | Der Zugang zu Wissen wird immer leichter. Dies beeinflusst das Lernverhalten positiv und wirkt sich vor allem auf die Motivation aus. Jedoch benötigen Lernende Skills mit dieser Informationsflut umzugehen, um diese Informationen auch decodieren und bewerten zu können. |
Optimierung der Unterrichtsunterlagen | Bereitgestellte Materialen können in Inhalt und Design besser für Lernende aufbereitet werden und verschiedenste Medien eingesetzt werden. Bestehende Unterlagen können verbessert und weiterverwendet werden. |
Gemeinsames Lernen ist möglich | Lernende können sich in Gruppenforen, MS Teams, Wikis, etc. austauschen. In dieser Lernkonstellation spricht man von kooperativen Lernumgebungen. |
Archivierte Kurse und Unterlagen | Lernende können Unterlagen permanent aufrufen – auch nach Ende des Kurses. Lehrende können Kursabläufe, deren Outcomes besser evaluieren und eine Verbesserung der Kurse gewährleisten. |
Optimierung der Kursadministration | Auf Lernplattformen wie Moodle, MOOCs oder Messenger Diensten mit erweiterten Funktionen wie MS Teams können Ankündigungen gemacht werden und andere Tools angeboten werden (Kurskalender, Noten-, Testtool etc.). |
Einfache Kursanmeldung | Registrierung von zu Hause aus |
Laufende Aktualisierungen | Jederzeit können aktuelle Inhalte bereitgestellt werden. |
In manchen Fällen eine große Kostenersparnis für Lernende | Kurse, welche weit weg vom eigenen Wohnort stattfinden und eine oder mehrere Übernächtigungen zur Folge hätten, können durch E-Learning-Angebote eingespart werden. Es werden auch kostenlose E-Learning-Angebote zur Verfügung gestellt (MOOCs, OER). |
Kostenersparnis für Lehrende/Anbieter von E-Learning-Angeboten | Mit geringem finanziellem Aufwand können Lerninhalte produziert und angeboten werden. |
Selbstkontrolle | Beim E-Learning können nach jedem Kapitel Fragen und kurze Aufgaben eingebaut werden, welche die Lösung bewerten. So kann sichergestellt werden, dass vorangegangenen Inhalte verstanden wurden und diese richtig angewendet werden können. |
Anonyme Teilnahme | Lernende können anonym lernen und müssen sich nicht dem Druck einer Gruppe aussetzen. |
Negative Aspekte
Internetzugang muss gegeben sein | Nicht alle Menschen verfügen über einen Internetzugang. (Z.B.: In Österreich verfügen nur rund 70 % aller Haushalte über Internetzugang.) |
Keine gute Internetverbindung | Vor allem in ländlichen Gegenden ist nicht immer eine permanent gute Internetverbindung gegeben. Zumeist mangelt es an der Schnelligkeit und ist nicht immer von der eigenen technischen Ausstattung abhängig. |
Mehraufwand für Lehrende | Unterrichtsmaterialien müssen erweitert und adaptiert werden. |
Wissensaustausch zwischen Lernenden und Lehrenden schwieriger | Manche Fragen bleiben manchmal ungeklärt, können erst später gestellt oder beantwortet werden. Nebenthemen werden meist nicht angeführt und / oder bearbeitet. |
Verlust menschlicher Beziehungen | Der persönliche Kontakt zwischen Lehrkräften und Lernenden nimmt ab. Stimmungen der Teilnehmenden kann seitens des Trainers schwer eingefangen werden. |
Hohe Eigenmotivation erforderlich | Motivation infolge der Gruppendynamik oder Vergleiche mit anderen Lernenden fehlen |
Umstellung der Lernerfahrungen und/oder Lerngewohnheiten | Lerninhalte müssen im Selbststudium erarbeitet werden. Fragen an Unterrichtende können nur zu bestimmten Zeiten gestellt werden und werden entweder sofort oder zeitversetzt beantworten. |
Negative gesundheitliche Auswirkungen des Online-Lernens | Schnellere Ermüdung der Augen, Haltungsschäden, digitaler Stress, etc. |
Fehlende IT-Kompetenzen | Lehrkräfte und Lernende verfügen nicht immer über die notwendigen Kompetenzen. |
Urheberrechtsprobleme | Lernmaterialien wie Hörbeispiele, Lernvideos, etc. unterliegen dem Urheberrecht. Aber auch erstellte Lernmaterialien und Vorträge von Lehrenden dürfen im Internet nicht geteilt werden. |
Nicht immer kostengünstiger als herkömmliche Trainings | Zusätzliche Kosten für technisches Equipment |
Störfaktoren beim Lernen | Im Gegensatz zum Klassenzimmer sind Störfaktoren wie Telefon, etc. häufiger. |
Unerfahrene Trainer | Lehrkräfte kommen aus dem Präsenzbereich und verfügen nicht immer über die richtigen Methoden im Bereich der Online-Lehre. |
Oft fehlt guter Content | Nur linear vorhanden, fehlende Vernetzung |
Praxisteile praktisch unmöglich | Vor allem Kurse, die sehr praxisnahen Unterricht erfordern, wie Kochkurse, Chemiekurse, etc. können nicht ausschließlich via Fernlehre stattfinden. |
Danach sollen Kleingruppen gebildet und diskutiert werden, ob diese Zuordnungen auch für einen persönlich zutreffen.
Übung 2
Um herauszuarbeiten, dass Vor- und Nachteile nicht auf jeden gleichermaßen zutreffen, könnte die Lehrkraft ein Band auf den Boden anbringen, ein Ende steht für „trifft zu 100 %“ auf mich zu und das andere Ende steht für „trifft überhaupt nicht zu“. Nun liest die Lehrkraft alle Aspekte des E-Learning vor und die Teilnehmenden nehmen ihre Position ein.
So sollen auch andere Perspektiven wahrgenommen werden.
Übung 3
Um andere Perspektiven besser wahrzunehmen, könnte die Lehrkraft den Lernenden Rollen zuweisen. Diese könnten wie folgt lauten:
Sandra ist 17 Jahre alt, Schülerin in einer Privatschule in Österreich, Internetzugang immer gegeben, jedes technische Equipment verfügbar; | Kevin ist 23 Jahre alt, arbeitslos, lebt in einem Dorf in Deutschland, begrenzter Internetzugang, verfügt nur über die mobilen Daten des Telefons von 3 GB im Monat |
Samira ist 19 Jahre, lebt in einem Dorf in der Türkei, Eltern erlauben keinen Schulbesuch, Handy wird ständig kontrolliert | Mario, Schichtarbeiter in Wien, verdient gut, verfügt über ausreichend technisches Equipment, welches für E-Learning benötigt wird, tut sich beim Lernen etwas schwer, hat Internetzugang |
Maria ist 60 Jahre alt, surft nur ab und an im Internet, kann E-Mails schreiben und nutzt Facebook, hat jedoch vom Microsoft Office keine Ahnung und schon 20 Jahre keine Weiterbildung besucht. | Eugen ist 33 Jahre alt, kennt sich mit vielen Software-Programmen gut aus, arbeitet ständig mit dem Laptop und nutzt viele Kommunikationsdienste, arbeitet remote mit vielen internationalen Geschäftspartnern zusammen. |
David ist 50 Jahre alt, wohnt am Land und hat oft Probleme mit dem Internet, es ist deutlich langsamer als im städtischen Raum, bis zum nächsten Weiterbildungsinstitut sind es 40 Minuten; | Amira ist 35 Jahre alt und hat 4 Kinder, für Weiterbildung hat sie wenig Zeit, sie hat einen guten Internetempfang und ist technisch auf dem neuesten Stand; |
Die Teilnehmenden sollen sich in die Rolle hineinfühlen und Vor- und Nachteile, die sich aus ihrer Situation ergeben, hinsichtlich des E-Learning besprechen. Fragen, welche in diesem Zusammenhang besprochen werden können:
- Wovon hängt die Nutzung von E-Learning-Angeboten ab?
- Wie wirken persönliche Lebensumstände auf die Nutzung von E-Learning-Angeboten?
- Können Vorteile/Nachteile für einen Lerner zugleich Vorteile/Nachteile eines anderen sein?
Die Teilnehmenden sollen zunächst eigene Rückschlüsse aus ihren Beobachtungen, aus der Diskussion und den Übungen ziehen.
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Arbeitsblatt:
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References
Short facts
Zielgruppe | Erwachsene und Jugendliche |
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Aufbau | Einzel- oder Gruppenarbeit und Plenum |
Zeit | 4 Einheiten à 45 Min. |
Material |
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