c3L02 - E-Learning - Zugang zu Bildung für alle?

Zuletzt geändert von Daniel Nübling am 2022/08/03 08:12

Die Perspektive macht den Unterschied

E-Learning steht synonym für alle Lernangebote, die Lerninhalte online sowie multimedial zur Verfügung stellen und können als eine Erweiterung der herkömmlichen Lernformen betrachtet werden.

Diese Übung setzt sich mit dem Thema E-Learning auseinander und stellt Vor- und Nachteile des E-Learning gegenüber. Darüber hinaus sollen Vor- und Nachteile nicht als gegebene Größen hingenommen, sondern aus verschieden Perspektiven heraus betrachtet werden.

Preparation

Zur Vorbereitung wird die Kopiervorlage mit den Kärtchen, die sich mit jenen Aspekten, die für oder gegen E-Learning-Formate sprechen und Beispielen dazu, vervielfältigt.

Method / Process description

Die Lehrkraft stellt das Thema der Unterrichtseinheit „Positive und negative Aspekte des E-Learning“ kurz vor und beginnt mit einer Aktivierungsübung. 

Übung 1 

Dazu legt die Lehrkraft Kärtchen mit Aspekten, die für oder gegen E-Learning-Formate sprechen sowie Beispielen dazu auf und fordert die Teilnehmenden auf, die richtigen Paare zu finden. Diese werden danach in Form einer Mindmap auf einem Flipchart zusammengestellt. Ein Flipchart für die negativen Aspekte und ein Flipchart für die positiven Aspekte des E-Learning.

Positive Aspekte

OrtsunabhängigkeitBei gegebener Internetverbindung kann an jedem beliebigen Ort auf das E-Learning-Material zugegriffen und gelernt werden.
Zeitliche UnabhängigkeitEgal ob 6 Uhr morgens oder 23:00 Uhr abends, es kann rund um die Uhr gelernt werden. Ausgenommen davon sind Online-Präsenz-Veranstaltungen, welche zum einen eine persönliche Teilnahme vorschreiben und keine Archivierung gegeben ist (z B.: virtuelles Klassenzimmer)
Angebote für verschiedenste LerntypenDurch das Bereitstellen verschiedenster Lern-Angebote (Video, Texte, Hörbeispiele, etc.) können unterschiedliche Lerntypen angesprochen werden und ein besseres Lernresultat evozieren.
Anpassung des Lerntempos an individuelle BedürfnisseLernende können ihr Lerntempo selbst wählen und müssen sich nicht an das Tempo der Gruppe, wie in einem Klassenverband, anpassen. Texte können mehrmals gelesen werden, Pausen können individuell festgelegt werden.
Selbstgesteuertes LernenDer Zugang zu Wissen wird immer leichter. Dies beeinflusst das Lernverhalten positiv und wirkt sich vor allem auf die Motivation aus. Jedoch benötigen Lernende Skills mit dieser Informationsflut umzugehen, um diese Informationen auch decodieren und bewerten zu können.
Optimierung der UnterrichtsunterlagenBereitgestellte Materialen können in Inhalt und Design besser für Lernende aufbereitet werden und verschiedenste Medien eingesetzt werden. Bestehende Unterlagen können verbessert und weiterverwendet werden.
Gemeinsames Lernen ist möglichLernende können sich in Gruppenforen, MS Teams, Wikis, etc. austauschen. In dieser Lernkonstellation spricht man von kooperativen Lernumgebungen.
Archivierte Kurse und UnterlagenLernende können Unterlagen permanent aufrufen – auch nach Ende des Kurses. Lehrende können Kursabläufe, deren Outcomes besser evaluieren und eine Verbesserung der Kurse gewährleisten.
Optimierung der KursadministrationAuf Lernplattformen wie Moodle, MOOCs oder Messenger Diensten mit erweiterten Funktionen wie MS Teams können Ankündigungen gemacht werden und andere Tools angeboten werden (Kurskalender, Noten-, Testtool etc.).
Einfache KursanmeldungRegistrierung von zu Hause aus
Laufende AktualisierungenJederzeit können aktuelle Inhalte bereitgestellt werden.
In manchen Fällen eine große Kostenersparnis für Lernende

Kurse, welche weit weg vom eigenen Wohnort stattfinden und eine oder mehrere Übernächtigungen zur Folge hätten, können durch E-Learning-Angebote eingespart werden.

Es werden auch kostenlose E-Learning-Angebote zur Verfügung gestellt (MOOCs, OER).

Kostenersparnis für Lehrende/Anbieter von E-Learning-AngebotenMit geringem finanziellem Aufwand können Lerninhalte produziert und angeboten werden.
SelbstkontrolleBeim E-Learning können nach jedem Kapitel Fragen und kurze Aufgaben eingebaut werden, welche die Lösung bewerten. So kann sichergestellt werden, dass vorangegangenen Inhalte verstanden wurden und diese richtig angewendet werden können.
Anonyme TeilnahmeLernende können anonym lernen und müssen sich nicht dem Druck einer Gruppe aussetzen.

Negative Aspekte

Internetzugang muss gegeben seinNicht alle Menschen verfügen über einen Internetzugang. (Z.B.: In Österreich verfügen nur rund 70 % aller Haushalte über Internetzugang.)
Keine gute InternetverbindungVor allem in ländlichen Gegenden ist nicht immer eine permanent gute Internetverbindung gegeben. Zumeist mangelt es an der Schnelligkeit und ist nicht immer von der eigenen technischen Ausstattung abhängig.
Mehraufwand für LehrendeUnterrichtsmaterialien müssen erweitert und adaptiert werden.
Wissensaustausch zwischen Lernenden und Lehrenden schwierigerManche Fragen bleiben manchmal ungeklärt, können erst später gestellt oder beantwortet werden. Nebenthemen werden meist nicht angeführt und / oder bearbeitet.
Verlust menschlicher Beziehungen

Der persönliche Kontakt zwischen Lehrkräften und Lernenden nimmt ab.

Stimmungen der Teilnehmenden kann seitens des Trainers schwer eingefangen werden.

Hohe Eigenmotivation erforderlichMotivation infolge der Gruppendynamik oder Vergleiche mit anderen Lernenden fehlen
Umstellung der Lernerfahrungen und/oder LerngewohnheitenLerninhalte müssen im Selbststudium erarbeitet werden. Fragen an Unterrichtende können nur zu bestimmten Zeiten gestellt werden und werden entweder sofort oder zeitversetzt beantworten.
Negative gesundheitliche Auswirkungen des Online-LernensSchnellere Ermüdung der Augen, Haltungsschäden, digitaler Stress, etc.
Fehlende IT-KompetenzenLehrkräfte und Lernende verfügen nicht immer über die notwendigen Kompetenzen.
UrheberrechtsproblemeLernmaterialien wie Hörbeispiele, Lernvideos, etc. unterliegen dem Urheberrecht. Aber auch erstellte Lernmaterialien und Vorträge von Lehrenden dürfen im Internet nicht geteilt werden.
Nicht immer kostengünstiger als herkömmliche TrainingsZusätzliche Kosten für technisches Equipment
Störfaktoren beim LernenIm Gegensatz zum Klassenzimmer sind Störfaktoren wie Telefon, etc. häufiger.
Unerfahrene TrainerLehrkräfte kommen aus dem Präsenzbereich und verfügen nicht immer über die richtigen Methoden im Bereich der Online-Lehre.
Oft fehlt guter ContentNur linear vorhanden, fehlende Vernetzung
Praxisteile praktisch unmöglichVor allem Kurse, die sehr praxisnahen Unterricht erfordern, wie Kochkurse, Chemiekurse, etc. können nicht ausschließlich via Fernlehre stattfinden.

Danach sollen Kleingruppen gebildet und diskutiert werden, ob diese Zuordnungen auch für einen persönlich zutreffen. 

Übung 2

Um herauszuarbeiten, dass Vor- und Nachteile nicht auf jeden gleichermaßen zutreffen, könnte die Lehrkraft ein Band auf den Boden anbringen, ein Ende steht für „trifft zu 100 %“ auf mich zu und das andere Ende steht für „trifft überhaupt nicht zu“. Nun liest die Lehrkraft alle Aspekte des E-Learning vor und die Teilnehmenden nehmen ihre Position ein.

So sollen auch andere Perspektiven wahrgenommen werden.

Übung 3

Um andere Perspektiven besser wahrzunehmen, könnte die Lehrkraft den Lernenden Rollen zuweisen. Diese könnten wie folgt lauten:

Sandra ist 17 Jahre alt, Schülerin in einer Privatschule in Österreich, Internetzugang immer gegeben, jedes technische Equipment verfügbar;Kevin ist 23 Jahre alt, arbeitslos, lebt in einem Dorf in Deutschland, begrenzter Internetzugang, verfügt nur über die mobilen Daten des Telefons von 3 GB im Monat
Samira ist 19 Jahre, lebt in einem Dorf in der Türkei, Eltern erlauben keinen Schulbesuch, Handy wird ständig kontrolliertMario, Schichtarbeiter in Wien, verdient gut, verfügt über ausreichend technisches Equipment, welches für E-Learning benötigt wird, tut sich beim Lernen etwas schwer, hat Internetzugang
Maria ist 60 Jahre alt, surft nur ab und an im Internet, kann E-Mails schreiben und nutzt Facebook, hat jedoch vom Microsoft Office keine Ahnung und schon 20 Jahre keine Weiterbildung besucht.Eugen ist 33 Jahre alt, kennt sich mit vielen Software-Programmen gut aus, arbeitet ständig mit dem Laptop und nutzt viele Kommunikationsdienste, arbeitet remote mit vielen internationalen Geschäftspartnern zusammen.
David ist 50 Jahre alt, wohnt am Land und hat oft Probleme mit dem Internet, es ist deutlich langsamer als im städtischen Raum, bis zum nächsten Weiterbildungsinstitut sind es 40 Minuten;Amira ist 35 Jahre alt und hat 4 Kinder, für Weiterbildung hat sie wenig Zeit, sie hat einen guten Internetempfang und ist technisch auf dem neuesten Stand;

Die Teilnehmenden sollen sich in die Rolle hineinfühlen und Vor- und Nachteile, die sich aus ihrer Situation ergeben, hinsichtlich des E-Learning besprechen. Fragen, welche in diesem Zusammenhang besprochen werden können:

  • Wovon hängt die Nutzung von E-Learning-Angeboten ab?
  • Wie wirken persönliche Lebensumstände auf die Nutzung von E-Learning-Angeboten?
  • Können Vorteile/Nachteile für einen Lerner zugleich Vorteile/Nachteile eines anderen sein?

Die Teilnehmenden sollen zunächst eigene Rückschlüsse aus ihren Beobachtungen, aus der Diskussion und den Übungen ziehen. 

Download material

Arbeitsblatt: E-Learning – Perspektiven eines Lernenden

Arbeitsblatt: Kopiervorlage- Kärtchen für Rollenspiel // Perspektivenwechsel

References

Short facts

ZielgruppeErwachsene und Jugendliche
AufbauEinzel- oder Gruppenarbeit und Plenum
Zeit4 Einheiten à 45 Min.
Material
  • Flipchart
  • Internetfähiges Endgerät
  • Internet
  • Material (siehe unten)
Tags: